Enthält unbezahlte Werbung aufgrund der Produktnennung – was aber schon der einzige Grund ist.

Als erstes zieht natürlich der Name meine volle Aufmerksamkeit auf sich.
„Weiberabend“. Der Titel wirkt. Warum auch immer, vor meinem geistigen Auge erscheinen die Hexen von Eastwick, dass der Titel abwertend klingt, fällt mir in diesem Moment gar nicht ein.
Angesprochen werden Frauen ab 16 Jahren, die sich bei einem „Weiberabend“ mal so richtig amüsieren wollen. Im Spiel geht es darum, dass eine Dame eine Frage von den Kärtchen abliest und die restlichen Damen dürfen diese Frage dann beantworten. Der Clou – der Hersteller verspricht, bei dem Spiel gäbe es nur Gewinnerinnen. Weil es eben so viel Spaß macht.
Der Preis für dieses, aus ausschließlich 400 Fragekärtchen bestehende Spiel, beträgt je nach Shop zwischen 20 und 30 Euro. Ich bin gespannt, was dieses Vergnügen alles zu bieten hat.
Probehalber ziehe ich die erste Karte:

Okay. Das dürfte wohl Pech gewesen sein, dass ich genau die Klischee-Karte erwische. Ich glaube fest daran, dass wir Frauen im 21. Jahrhundert nicht auf Einkäufe, Spinnenphobien und Männer reduziert werden. Aber bei 400 Karten darf auch eine Schrott sein.
Nächste Ziehung:

Nein. Nicht euer Ernst? Wir reden beim „Weiberabend“ also über unseren Zyklus, weiter über Männer und über Uniformen-Fetisch? Ist das ernsthaft das Bild, dass Spielehersteller von Frauen haben? Ist das Wort „Weiber“ vielleicht doch herablassend gemeint? Obwohl ich es eigentlich nicht möchte, nehme ich die nächste Karte in die Hand und gebe dem Ganzen noch eine weitere Chance.

Mir wird schlecht.
Und das Dilemma nimmt mit jeder weiteren Karte an Fahrt auf:

Gehässigkeit gegenüber unbekannten Exfreundinnen, die Befriedigung der Männer und lustige Penisnamen – das können wir anscheinend. Ich bin echt neugierig, ob die Frage mit dem Gesetz absichtlich reingerutscht ist, oder ob es bei der Erstellung der Fragen den Gleichheitsgrundsatz noch nicht gab. Mittlerweile bin ich aggressiv.
Bevor das Spiel im Sondermüll für sexistischen Scheißdreck landet, ziehe ich noch ein aller letztes mal:

Gute Frage, das mit dem Verdienen. Kann es vielleicht sein, dass die Macher des Spiels eine verborgene Botschaft in den Kärtchen versteckt haben? In der es darum geht, Frauen aufzuzeigen, dass die jahrhundertelange Reduzierung auf den Mann, eben genau solche Auswirkungen wie Einkommensverlust, Nachteile in der Pensionshöhe und unter anderem höhere Preise bei Damenkosmetik und – Hygieneprodukten nach sich ziehen? So schön das klingen mag, ich glaube leider nicht wirklich an diese kühne Absicht.
Bevor ich zu schreiben beginne, sehe ich mir die Bewertungen und Rezessionen im Internet an. Ich bin enttäuscht. Ein Großteil der Frauen finden das Spiel „lustig“, „unterhaltsam“ und „richtig cool“. Die negativsten Bewertungen erwähnen höchstens, dass die Fragen „langweilig“ seien.
Ich bin einfach nur müde – in den Köpfen von vielen Mitstreiterinnen muss sich echt noch was tun.
Mein Fazit: Dieses Spiel ist nicht empfehlenswert. Es sei denn, man schnappt sich einen Rotstift und markiert die Missstände – aber dafür würde ein „Weiberabend“ alleine nicht reichen.
Hey Laura!
Super Blogartikel über einen furchtbaren Spielartikel! Und ja, ich kann deine Frustration über die Rezensionen so gut nachvollziehen. Ich diskutiere auch so oft mit Frauen und denke mir, ich bin gerade versehentlich in einer Zeitmaschine in die die 50er unterwegs… es braucht so viel mehr Bewusstsein in den Köpfen der Frauen, dass dieser male gaze (und das meine ich nicht nur in sexueller Hinsicht), durch den sie selbst ihr ganzes Leben lang schauen der Grund für so viele Einschränkungen ist, die sie selbst wiederum als selbstverständlich und gegeben hinnehmen. Ist halt so, war schon immer so… so schlimm ist das ja auch wieder nicht.
Ich könnte da jedes Mal aus der Haut fahren und habe immer das Gefühl, wir müssen ständig von vorn anfangen… (auch wenn ich gewisse Kommentar in Facebook-Posts von Mütterseiten usw lese…)
Ich finds jedenfalls super, dass du einen Beitrag leistest, dass manchen vielleicht doch der Knopf aufgeht.
In diesem Sinne, Schwester: you go, Woman!!!!
Liebe Grüße, Susi
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Es gibt Dinge, die brauchen oft, bis sie wirken. Und oft gehört ein wenig Feingefühl dazu, um Missstände gleich zu erkennen. Aber das Ding, das ist doch ein Faustschlag ins Gesicht – offensichtlicher geht es doch kaum. Und niemand, wirklich niemand gibt einen Kommentar in diese Richtung ab. Ich bin wahrlich schockiert!
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Unfassbar, dass es sowas heute noch gibt! Aber ich kann mir gut vorstellen, dass es Frauen gibt, die sowas lustig finden. Gibt es eine Gleichstellungsbeauftragte auf hoher Ebene, der man das zu Beschwerdezwecken schicken kann?
Danke für die Rezension!
LG
Ulrike
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Hallo 🙂
Hab mir deinen Beitrag durch gelesen. Ich persönlich hab gegen das Wort „Weiber“ nichts, finde es jetzt nicht wirklich schlimm.
Als ich mir die Fragen angeschaut habe, wusste ich was du meinst. So einen Weiberabend mit diesen Karten, würde ich mir nicht vorstellen. Unter umständen könnten solche Themen aufkommen, aber nicht so wie die Fragen lauten. Um 30€ würde ich mir sowas nie kaufen.
lg, RealOnMe
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Liebe Laura,
Wir können deine zunehmende Aggression sehr gut verstehen. Das ist unserer Ansicht nach, die einzig mögliche Reaktion auf diese Fragen. Es klingt als möchte dieses „Spiel“ Frauen für total blöd verkaufen. Aber leider gibt’s offenbar genügend Geschlechtsgenossinnen, die verweigern nachzudenken, wenn die Beurteilungen so positiv ausfallen, was wir sofort nachlesen mussten und ebenfalls erschrocken sind.
Weiberabend finden wir allerdings um vieles besser als „Mädelsabend“, das ist ein entsetzliches Vokabel. Frauen bleiben nämlich immer Mädchen, wie uns manche Werbung erklären will und finden das auch ganz super?! Da sind wir im 19. Jahrhundert und nicht bloß in den 1950ern. ….. Wir kommen gerade in Fahrt, weil wir uns ewig über so vieles aufregen müssen diesbezüglich.
Wenn wir uns unsere „Frauenministerin“ ansehen bzw. anhören, was sie von sich gibt oder auch nicht, dann ist mehr als nur Feuer am Dach. Es wird gerade eifrig an der Demontage von Frauenrechten gearbeitet. Das Problem ist, dass es zu spät sein wird, wenn es eine Mehrheit versteht.
…. Entschuldige unseren Pessimismus diesbezüglich. Herzlichen Dank für den wunderbaren Beitrag mit der überaus wichtigen Kritik.
Herzliche Grüße
„Benita“
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Lustig wäre, ein entsprechendes Spiel für Männer zu gestalten. Oder sie gleich diese Fragen beantworten zu lassen. Das könnte ich mir dann allerdings doch spaßig vorstellen…😜
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Das habe ich mir auch schon gedacht. 😉😂
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